Video-Vorstellungsgespräch: So überzeugen Bewerber und Recruiter
In den vergangenen Jahren hat die Kommunikation per Video-Chat durch die Corona-Pandemie einen starken Auftrieb erhalten. Hierbei hat sich auch das Video-Vorstellungsgespräch als Teil von Recruiting-Prozessen etabliert. Die Unternehmen sind auf den Geschmack von Remote Recruiting gekommen, schätzen die Effizienz und den persönlichen Einblick. Experten vermuten daher, dass die Videotelefonie für Bewerbungsgespräche in Zukunft ein wichtiges Thema bleiben wird.
Bewerber wie Recruiter sollten in der digitalen Umgebung jedoch einige Punkte beachten, um sich selbst oder das eigene Unternehmen von der besten Seite zu präsentieren. Wir von hunter, einem der führenden Anbieter von Recruiting-Software, haben für Sie im folgenden Artikel alles Wissenswerte rund um das Videointerview zusammengestellt. Lesen Sie jetzt, wie Sie sich optimal vorbereiten und mit welchen Tipps Sie virtuell auf ganzer Linie überzeugen!
Inhaltsverzeichnis
- Was sind gute Gründe für Vorstellungsgespräche per Videokonferenz?
- Welche Vorbereitungen sind fürs Vorstellungsgespräch per Videoanruf sinnvoll?
- Was ist bei einem Video-Bewerbungsgespräch zu beachten? 10 Tipps zum Erfolg!
Was sind gute Gründe für Vorstellungsgespräche per Videokonferenz?
In den Hochzeiten der Pandemie sind viele Menschen vor allem auf Video-Vorstellungsgespräche ausgewichen, um die Corona-Hygienevorschriften einhalten zu können und eine Krankheitsübertragung auszuschließen. In den kommenden Jahren wird dieser Grund natürlich immer weniger ins Gewicht fallen. Daneben haben sich jedoch weitere Vorteile herauskristallisiert — sowohl für Unternehmen als auch Bewerber.
Vorteile für Bewerber
Für Bewerber sind Vorstellungsgespräche als Video-Interview praktisch, wenn sie sich an dem Tag des Termins keinen Urlaub nehmen können — oder in einem anderen Ort oder sogar im Ausland wohnen. Die Zeit für An- und Abreise sowie die Kosten für Fahrkarten oder eine Hotelunterkunft erübrigen sich somit.
Das “Heimspiel” kann des Weiteren den Wohlfühlfaktor stark erhöhen. Im eigenen Zuhause haben Kandidaten die Chance, besser von sich überzeugen als in einer ungewohnten Umgebung.
Sie können zudem mit Unterlagen und Notizen als Gedankenstütze arbeiten, die sie vor sich ausbreiten. Antworten auf vorbereitete Fragen stehen so jederzeit abrufbereit zur Verfügung.
Vorteile für Recruiter
Video-Vorstellungsgespräche ersparen den Unternehmen Ressourcen. Etwa Zeit, da die Termine mit den verschiedenen Bewerbern enger hintereinander getaktet werden können. Aus dem Grund werden die virtuellen Jobinterviews häufig für die Vorauswahl von Kandidaten eingesetzt, bevor in der nächsten Runde zum persönlichen Gespräch eingeladen wird. Grundsätzlich wird die Time-to-hire mit Hilfe digitaler Bewerbungsgespräche verkürzt. Darüber hinaus lassen sich Kosten einsparen, denn beispielsweise Fahrtkosten-Beteiligungen oder Verpflegungskosten entfallen.
Ein weiterer positiver Effekt: Recruiter und Personalberater lernen Kandidaten in ihrem Zuhause und damit authentischer als im eigenen Unternehmen kennen.
Welche Vorbereitungen sind fürs Vorstellungsgespräch per Videoanruf sinnvoll?
Bereits während der Terminvereinbarung für das Video-Vorstellungsgespräch stellen sich beiden Parteien diese grundlegenden Fragen, die zu klären sind:
- Wann findet der Termin statt (Datum und Uhrzeit)?
- Welche Videokonferenz-Software wird verwendet?
- Wann erhält der Bewerber vom Personaler eine Einladung bzw. einen Link zur Online-Besprechung und auf welchem Weg?
- Wer ruft wen zum verabredeten Zeitpunkt an, wenn es keinen "virtuellen Raum" gibt, in dem sich beide Parteien treffen? (In der Regel ergreift hier der Recruiter die Initiative.)
- Wie lauten beidseitig die Kontaktdaten, wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummern, um im Fall eines technischen Problems einen Austausch zu ermöglichen?
Was ist bei einem Video-Bewerbungsgespräch zu beachten? 10 Tipps zum Erfolg!
Inhaltlich greift ein Video-Vorstellungsgespräch dieselben Themen auf wie eines in Person. Personalberater, Recruiter und HR-Manager bereiten sich also auf gewohnte Weise mit einer e-Recruiting-Software darauf vor. Bewerber üben im Vorfeld ihre Selbstpräsentation, informieren sich zum Unternehmen und bereiten wie üblich Antworten auf typische Fragen, wie der nach Stärken und Schwächen, vor. Der große Unterschied zum traditionellen Jobinterview ist natürlich die Art der Zusammenkunft und das Setting.
Durch die digitale Ebene bringt das Vorstellungsgespräch per Video einige Herausforderungen für Recruiter und Bewerber mit. Wir haben für Sie im Folgenden 10 wertvolle Tipps zusammengestellt, die Ihnen zu einem reibungslosen und gelungenen Verlauf verhelfen.
1. Software: Grundlegende Kenntnisse aneignen
Skype, Microsoft Teams, Zoom, GoToMeeting oder doch Google Meet — die Auswahl an Software für Videokonferenzen ist groß. Gerade nicht-technikaffine Recruiter und Personalberater sollten sich im Voraus genügend mit dem Tool beschäftigen und seine Funktionen kennenlernen, um gezielt und professionell durch das Gespräch leiten zu können. Für den guten Eindruck setzen sich aber auch Stellenanwärter vor dem Video-Vorstellungsgespräch mit der Software auseinander und checken Folgendes:
- Muss ich die Software noch auf meinem Computer installieren?
- Besitze ich bereits einen Account bei dem Programm?
- Bin ich eingeloggt oder nicht? Liegen meine Login-Daten parat?
Wenn Sie als Bewerber bei Skype oder einem anderen Tool bereits ein altes, privates Konto besitzen, achten Sie darauf, dass Benutzername, Profilbild sowie Statusmeldung für das Video-Bewerbungsgespräch angebracht sind. Anderenfalls legen Sie besser ein separates Profil an.
2. Equipment: Mikrofon-Check 1, 2, 3
Die Software ist nur die halbe Miete. Eine virtuelle Verbindung mit Bild und Ton lässt sich schließlich nur mit Webcam, Mikrofon und Kopfhörern/Lautsprechern aufbauen. Stellen Sie vorher sicher, dass die Hardware ordnungsgemäß funktioniert und die Software diese auch erkennt. Einige Anwendungen verfügen über einen integrierten Testmodus, mit dem die Verknüpfung getestet wird. Bei anderen führen Sie einfach einen kurzen Testanruf mit Freunden durch. Richten Sie die Software und Geräteverbindungen vorsichtshalber zusätzlich auf einem zweiten “Backup”-Gerät ein, etwa Ihrem Smartphone oder Tablet. Kommt es im Video-Vorstellungsgespräch zu technischen Schwierigkeiten, weichen Sie darauf aus.
Wenn Sie im Video-Bewerbungsgespräch einen Laptop verwenden, greifen Sie am besten auf ein Headset oder auf Kopfhörer zurück. Bei Laptop-Lautsprechern kommt es durchaus vor, dass sich Ihr Gesprächspartner in der Rückkopplung selbst hört. Wenn Sie im Videocall ein Headset tragen, rücken Sie das Mikrofon zwar nah an den Mund — jedoch nicht unter die Nase, um keine unangenehmen Atemgeräusche zu übertragen.
Ihre WLAN-Verbindung neigt hin und wieder dazu, instabil zu sein? Sorgen Sie in dem Fall vor und verbinden Sie Ihren Rechner bzw. Laptop per Kabel mit dem Router für eine zuverlässige Internetverbindung. Stecken Sie bei Ihrem Laptop außerdem das Ladekabel ein, damit der Akku nicht mitten im Videointerview den Geist aufgibt.
3. Ausleuchtung: Rücken Sie sich ins rechte Licht
Ihr Gegenüber kann sich natürlich nur ein Bild von Ihnen machen, wenn Sie richtig zu sehen sind. Achten Sie im Video-Vorstellungsgespräch daher auf ausreichende Beleuchtung. Setzen Sie sich am besten vor ein Fenster, sodass natürliches Tageslicht von vorn oder leicht seitlich auf Sie fällt. Ist das keine Option, weil die Sonne etwa schon untergegangen ist, arbeiten Sie alternativ mit indirektem künstlichen Licht. Vermeiden Sie besser eine Ausleuchtung von hinten, von oben oder direkt von der Seite, da sich sonst Schatten auf Ihrem Gesicht abzeichnen und Sie weniger gut zu erkennen sind.
4. Auf Augenhöhe: Kamerawinkel perfekt einrichten
Im Idealfall positionieren Sie Ihre Videokamera auf Augenhöhe oder leicht darüber. Dieser Blickwinkel wirkt für Ihr Gegenüber am natürlichsten. Gerade Recruiter sollten auf diesen Punkt Wert legen. Schauen Sie im Video-Vorstellungsgespräch von oben in die Videokamera, wirkt es schnell so, als würden Sie auf den Kandidaten herabblicken — was sie oder ihn einschüchtern und verunsichern kann. Genau andersherum würden Sie zu dem Bewerber hinaufsehen und in einer schwächeren Position erscheinen. Probieren Sie daher, die goldene Mitte zu treffen. Man begegnet sich so im wahrsten Sinne auch virtuell “auf Augenhöhe”. Platzieren Sie sich insgesamt ungefähr mittig zum Videoausschnitt. Außerdem sollte ein Teil Ihres Oberkörpers zu sehen sein. Über Ihrem Kopf ist ein kleiner Abstand bis zum Bildrand korrekt.
5. Hintergrund und Einblicke mit Intention gestalten
Was Sie im Verlauf des Videointerviews von der eigenen Umgebung zeigen, hängt maßgeblich davon ab, ob Sie als Bewerber oder als Recruiter bzw. Personalberater auftreten. Bewerber setzen sich im eigenen Zuhause am besten in eine schöne Ecke, die die eigene Persönlichkeit unterstreicht. Der Hintergrund sollte ordentlich sein und nicht zu sehr ablenken. Möchten oder können Sie keinen eigenen Raum herzeigen, haben Sie als Kandidat in vielen Video-Chat-Programmen die Möglichkeit, Ihren Hintergrund unscharf zu stellen oder sogar aus einer Galerie ein passendes Hintergrundbild auszuwählen.
Für Recruiter und Interviewer empfiehlt sich, bei diesem Aspekt besonders kreativ zu werden, da sich der Kandidat im Gespräch einen guten Eindruck vom Unternehmen verschaffen möchte. Kreieren Sie also trotz der virtuellen Umgebung eine bestmögliche Candidate Experience, um keine Talente in diesem Schritt des Recruiting-Prozesses zu verlieren. Geben Sie daher beispielsweise einen Rundgang durch die Räumlichkeiten der Arbeitsstelle und zeigen Sie Arbeitsplätze, Aufenthaltsräume und Mitarbeiter. Anschließend kann das Unternehmen auch weiterhin im Hintergrund des Video-Vorstellungsgesprächs zu sehen sein.
6. Störungen voraussehen und vermeiden
Seien Sie gerade als Kandidat ein paar Minuten vor Beginn des Video-Vorstellungsgesprächs bereit, um sich kurz zu sammeln und sich gedanklich auf das bevorstehende Gespräch einzustellen. Sorgen Sie für das vorgesehene Zeitfenster für eine ruhige Gesprächsatmosphäre, sodass Sie sich ungestört auf das Interview einlassen. Dafür schalten Sie Ihr Smartphone, Telefon und die Türklingel stumm. Sagen Sie eventuellen Mitbewohnern Bescheid und vermeiden Sie Störungen durch Haustiere. Gibt es vor Ihrem Haus Störfaktoren wie Straßenlärm oder Baustellen? Schließen Sie vorsichtshalber die Fenster, damit diese nicht zu hören sind. Beenden Sie auf Ihrem Computer oder Laptop zudem nicht benötigte Programme und Apps, deren Benachrichtigungen ablenken.
7. Dresscode und Erscheinungsbild: Dress for success
Legen Sie für das Video-Vorstellungsgespräch Wert auf ein gepflegtes Äußeres, das Professionalität ausstrahlt. Recruiter tragen ein Outfit, das dem Dresscode des Unternehmens entspricht — auch wenn Sie sich im Homeoffice befinden. Bewerber wählen ebenfalls angemessene Kleidung für die Branche, in der sie sich bewerben.
Ihre Garderobe sollte sich dabei vom Hintergrund abheben. Ein weißes Hemd vor einer weißen Wand ist eher nachteilig. Verzichten Sie auf kleinteilige Muster, die im Videobild verpixelt aussehen oder flimmern könnten. Im Videoausschnitt ist ohnehin nur Ihr Oberkörper zu sehen, sodass eigentlich auch eine Jogginghose ausreichen würde? Verlassen Sie sich nicht darauf! Tragen Sie vorzugsweise ein gesamtes Outfit im Dresscode. Es ist nicht auszuschließen, dass Sie aus irgendeinem Grund doch während des Interviews aufstehen.
8. Körpersprache — große Aussagekraft ohne Worte
Jobinterviews machen die meisten Bewerber nervös. Trotzdem sollte die Körpersprache freundlich und offen wirken. Das gilt natürlich genauso für Personalmanager, die durch ihre nonverbale Kommunikation eine Grundlage für die Atmosphäre schaffen.
Setzen Sie sich für eine gute Körperhaltung gerade hin und neigen Sie sich dabei leicht nach vorn. Das macht Sie größer und lässt Sie engagierter erscheinen, als wenn Sie zusammengesunken oder zurückgelehnt im Stuhl kauern. Sie bringen nicht nur Ihr Gegenüber dazu, Sie positiver zu beurteilen — auch die eigene Selbstsicherheit wird dadurch gestärkt.
Denken Sie daran, hin und wieder zu lächeln, besonders zu Beginn des Video-Vorstellungsgesprächs. Ein direkter Blickkontakt lässt sich zwar in einem Videotelefonat nicht aufbauen, es gibt aber trotzdem einen Trick: Schauen Sie möglichst in die Kamera statt auf den Monitor.
So hat der andere Teilnehmer zumindest das Gefühl, dass Sie ihn ansehen. Behalten Sie weiterhin die eigene Mimik im Hinterkopf. Gerade wenn wir uns stark konzentrieren, kneifen wir schnell die Augenbrauen zusammen und gucken verbissen. Falls Sie das im Meeting bei sich bemerken, entspannen Sie einfach wieder Ihre Gesichtsmuskeln. In dem Vorstellungsgespräch als Videokonferenz können Sie auch auf Gestik setzen, um Begeisterung und Leidenschaft zu signalisieren: Mit Ihren Händen haben Sie die Möglichkeit, das Gesagte zu untermalen.
9. Deutlich sprechen
Schnell ist zwischendurch die Internetverbindung unterbrochen oder der Ton wird nicht richtig übertragen. Steuern Sie möglichen Tücken eines Videoanrufs entgegen, indem Sie langsam genug und deutlich sprechen. Gleichzeitig wirken vor allem Kandidaten auf diese Weise weniger nervös und ihre Antworten bedachter. Auch wenn eine gute Vorbereitung ein sicheres Kommunizieren ermöglicht, sollten Sie als Bewerber nicht zu lange auf Ihre Spickzettel und Unterlagen blicken — oder Antworten gar ablesen. Sprechen Sie stattdessen möglichst frei. Und für alle Teilnehmer — ob Recruiter oder Bewerber— wichtig: Akzente sorgen für mehr Aufmerksamkeit. Bauen Sie daher Variationen in Ihre Stimmlage ein und vermeiden Sie eine monotone Sprechweise.
10. Notizen machen — aber richtig
Sich im Video-Vorstellungsgespräch Notizen zu machen, ist bei wichtigen Informationen nicht nur notwendig, sondern zeigt der anderen Gesprächspartei Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit. Der einzige Haken im virtuellen Besprechungsraum: Ihr Gegenüber sieht nicht, was sie außerhalb des Bildschirmausschnitts genau machen. Um kein falsches Bild zu erwecken, ordnen Sie zu Beginn des Bewerbungsgesprächs kurz ein, dass Sie wichtige Punkte nebenbei notieren und deshalb nach unten schauen. Verwenden Sie darüber hinaus Zettel und Stift. Eine klackernde Tastatur kann am anderen Ende stören.